Oper

Otello

Giuseppe Verdi (1813 – 1901)
Dramma lirico in vier Akten
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln.
Libretto von Arrigo Boito, nach »The Tragedy of Othello, the Moor of Venice«
von William Shakespeare
Uraufführung 1887 in Mailand

Trailer: Theater TV – Ullrich Bohn
Cristina Pasaroiu, Scott Piper
Foto: Karl und Monika Forster
Matias Tosi
Foto: Karl und Monika Forster
Cristina Pasaroiu, Scott Piper
Foto: Karl und Monika Forster
Scott Piper, Matias Tosi
Foto: Karl und Monika Forster
Scott Piper
Foto: Karl und Monika Forster
Scott Piper, Cristina Pasaroiu
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Scott Piper
Foto: Karl und Monika Forster
Scott Piper, Matias Tosi
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Cristina Pasaroiu, Scott Piper
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Scott Piper
Foto: Karl und Monika Forster
Matias Tosi, Chor
Foto: Karl und Monika Forster
Scott Piper, Cristina Pasaroiu
Foto: Karl und Monika Forster
Chor und Jugendchor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Foto: Karl und Monika Forster
Scott Piper, Cristina Pasaroiu
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Matias Tosi
Foto: Karl und Monika Forster
Cristina Pasaroiu
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Scott Piper
Foto: Karl und Monika Forster
Cristina Pasaroiu, Scott Piper
Foto: Karl und Monika Forster

Neid und Eifersucht sind die zeitlosen Themen, die Verdi und seinen Textdichter Arrigo Boito an Shakespeares Drama gefesselt haben mögen. Doch es geht um mehr, Ressentiments und Rassismus – Themen, die dem Publikum damals wie heute nicht fremd sind. Unausweichlich wird Otello in die Selbstvernichtung getrieben, ein Opfer von Neid und Intrige, vor allem aber seiner eigenen Schwächen wegen, gegen die selbst Desdemonas starke, reine Liebe nichts auszurichten vermag. Verdis Oper zeichnet den unaufhaltsamen Fall des Täters / Opfers Otello aus voller Höhe des siebenten Liebeshimmels in Abgrund und Tod. Ein Drama von ungeheuerlicher Wucht, vom eröffnenden Blitzschlag bis zum finalen Todeskuss Otellos.

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Besetzung

Musikalische Leitung Will Humburg
Inszenierung Uwe Eric Laufenberg
Spielleitung Silvia Gatto
Bühne Gisbert Jäkel
Kostüme Jessica Karge
Licht Andreas Frank
Chor Albert Horne
Dramaturgie Regine Palmai
Leitung Jugendchor Niklas Sikner
Otello Aaron Cawley, Hovhannes Ayvazyan, Martin Muehle
Desdemona Elena Bezgodkova
Jago Aluda Todua
Cassio Mert Süngü
Rodrigo Erik Biegel
Lodovico Young Doo Park
Emilia Karin Strobos
Montano Darcy Carroll
Bianca Josefine Rau
Chor, Chorsolisten & Extrachor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, Jugendkantorei der Ev. Singakademie Wiesbaden, Statisterie des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, Hessisches Staatsorchester Wiesbaden

Pressestimmen

Laufenberg verortet die Handlung zeitnah, zumindest lassen die Soldatenuniformen der Männer und die elegant-schlichten Kleider der Damen auf das 20. oder 21. Jahrhundert schließen. Aber die Zeit spielt eigentlich keine Rolle bei Laufenberg. Er legt den Fokus auf die Emotionen der Figuren und überrascht mit einem gesprochenen Prolog des Jago: Der Sänger Matias Tosi provoziert das vornehme Wiesbadener Premierenpublikum in mit Kernaussagen aus dem Credo des Jago, wie »Die Liebe ist eine Lüge, sie ist Betrug, und Betrug regiert die Welt.« Die Oper beginnt als Jagos Beweis für den perfekten Betrug.
Bühnenbildner Gisbert Jäkel hat auf dem schwarzen Boden große weiße antike Säulen aufgereiht, die kühl und distanziert den Lebensraum Othellos umrahmen. Im ersten Akt ist er noch Kriegsschauplatz, auf dem die Heimkehrer Flaggen mit Halbmond und Stern verbrennen und ihre Lust auf Frauen befriedigen. In den letzten beiden Akten umrahmen sie einen Sitzungssaal und das steril-weiße Schlafgemach. Es gibt viel Raum für die intimen Momente des Dramas. Laufenberg erzählt die Handlung haargenau: Jagos Manipulationen, und die Gewalt gegen Frauen werden schonungslos gezeigt. Othello erwürgt die blutjunge Desdemona tatsächlich in ihrem Bett und ersticht sich kurz darauf – genau wie bei Shakespeare vorgesehen.
Darstellerisch überzeugen alle Sänger in dieser Produktion. Cristina Pasaroiu singt einen ergreifenden letzten Akt. Matias Tosis dämonischer Jago hat eigentlich einen wunderbar lyrischen Bariton und muss das Dämonische mit Kraft erzeugen. Aufhorchen lässt die strahlende Tenorstimme von Aaron Cawley als Cassio und Scott Piper brilliert als sensibler Otello mit erstaunlicher Weichheit und Kraft in der Stimme. Es gelingt ihm, alle Facetten des an sich selbst zweifelnden und vor Eifersucht rasenden Mohren auszudrücken. Ein paar spröde Spitzentöne lässt man ihm da gerne durchgehen.
Leo McFall leuchtet mit dem Hessischen Staatsorchester die atmosphärisch dichte und dramatische Partitur Verdis plastisch und packend aus und ist immer bei den Solisten. Besonders prächtig gelingen die großen Chorszenen. Uwe Eric Laufenberg hat sich in diesem Otello szenisch auf das Wesentliche konzentriert und die Personen mit Liebe zum Detail plausibel und eindringlich geführt. Oberflächlichkeit kann man Laufenberg trotz seines immensen Inszenierungs-Pensums für diesen Otello jedenfalls nicht vorwerfen.
Deutschlandradio Kultur, Franziska Stürz, 17.09.2015
Noch bevor im Staatstheater Leo McFall den Taktstock hebt und die ersten Töne erklingen, springt in Reihe 1 Einer auf und versteigt sich zu politischen Parolen. Es ist Jago, die eigentliche Hauptfigur. Der abgefeimte Intrigant verkündet sein Evangelium des Bösen. Uwe Eric Laufenberg verweist in seiner Inszenierung von Verdis Mord- und Selbstmord-Drama »Otello« aufs Publikum: Das Böse entspringt aus eurer Mitte. Das Notenlose Vorspiel bräuchte es nicht. Matias Tosi ist ein kraftvoll grandioser Schurke, als Jago hat er leichtes Spiel. Otello bietet sich als Opfer an, krankhafte Eifersucht weicht seine Birne auf. Scott Piper singt stark, aber immer mit angezogener Handbremse.
Christina Pasaroiu ist die todgeweihte Unschuld, famose Desdemona mit runder, weicher Stimme.
3 Stunden aufgepeitschter Emotionen bedankt das Publikum mit heftigem Applaus.
Wertung: Sehr gut.
Bild, 21.09.2015
In dynamisch verhaltenen Abschnitten ist die Kompetenz von McFall zu spüren.
Scott Piper weiß die Wandlung des Titelhelden auch vokal packend zu gestalten. Wenn sich seine Kraft mit Liebe mischt ist er der siegreiche Löwe, vermengt mit Eifersucht stürzt er in nachtschwarze Bestialität. Cristina Pasaroius Stern geht im Finalakt auf. Im Angesicht des Todes gestaltet sie das Lied von der Weide wunderbar klar und empfindungstief. In der Mordszene werden sodann die Vorgaben des Komponisten sauber umgesetzt. Auf das letztmalige Aufflackern des Liebesmotivs wird szenisch ebenso authentisch reagiert wie auf das anschließende Wegkippen in den Mordwahn. Wer sich mit einer musikalisch gut grundierten Nacherzählung zufriedengibt, kann hier mit der Inszenierung seinen Frieden schließen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Benedikt Stegemann, 23.09.2015
Eine gute Figur machen alle Sänger, selbst wenn sie am Boden zerstört über die Bühne robben: Wiesbadens inszenierender Intendant hat wieder ein darstellerisch ambitioniertes Ensemble engagiert, allen voran den quirligen Bariton Matias Tosi, der das Publikum erst mal anbrüllt: »Ruhe!«, hallt es durch das Große Haus, und statt des Sturmchors gibt es eine Vorrede, die auf Jagos Text in Shakespeares erstem »Othello«-Akt zurückgreift. Jago ist sozusagen der Spielmacher, der den Vorhang zu Verdis Shakespeare-Welttheater herunterreißt und als Intrigant mit schmalem Bariton eher die Banalität des Bösen als mephistophelische Dämonie verströmt. Mit seiner smarten Jugendlichkeit entspricht Tosi physisch durchaus den Vorstellungen, die Verdis Operntexter Arrigo Boito von dem Bösewicht hatte.
Wiesbadener Kurier, Volker Milch, 19.09.2015
Keine Tricks
Das Staatstheater Wiesbaden startet mit einem gutsitzenden »Otello« in die Musiktheater-Saison.
Säulen sind geeignete Elemente auf einer Opernbühne. Der Bühnenbildner Gisbert Jäkel hat sie jetzt in großer Zahl und mächtiger Dicke in Szene gesetzt im Staatstheater Wiesbaden. Man erkennt sie gleich: Die Säulen der Wiesbadener Kurhauskolonnade dienten als Vorbild.
Säulen sind gut, man kann sich hinter ihnen verstecken, aber sie versperren auch gerne die Sicht, das ist schlecht. Das Gute und das Schlechte nebeneinander – damit sind wir beim Thema. Denn es geht um »Otello«, Giuseppe Verdis Shakespeare-Oper. Mit ihr eröffnete das Wiesbadener Haus nun seine Musiktheater-Saison. Und da ist das Thema ja, ist im Programmheft beim Autor Jan Kott nachzulesen, der »Streit zwischen Othello und Jago, ein Streit um die Natur der Welt. Wie ist die Welt: gut oder böse?«
Gut oder böse, gut oder schlecht, schwarz oder weiß? Es ist nicht einfach, sich bei dieser Opernproduktion aus der Hand des Wiesbadener Intendanten Uwe Eric Laufenberg festzulegen. Mit »Otello« – Laufenbergs erster Verdi-Oper – lieferte der Hausherr eine Arbeit ab, die man als solide bezeichnen möchte, würde das nicht so negativ klingen.
Im Grunde stimmt alles: Die Szene ist auf die Antipoden Othello und Jago abgestimmt, Laufenberg vertraut recht erfolgreich auf das Spannungsfeld, das sich zwischen diesen beiden aufbaut. Er verzichtet ganz auf die Trickkiste, die eine Opernbühne technisch zur Verfügung stellt. Kein Coup, Aha, Oho. Ist bei diesem Drama auch nicht nötig, eigentlich. Der Kühle und Ordnung der Säulen steht alleine das Getriebene der gut geführten Protagonisten gegenüber, das sollte bei dieser Oper reichen, eigentlich.
Die beiden Kräfte, die um die Frage nach der Natur der Welt ringen, waren zumindest an ihrer Bühnenpräsenz gemessen sehr gut gewählt. Der Argentinier Matias Tosi gab den Jago, ein drahtiger, seine Bewegungssicherheit fast über Gebühr ausspielender Bariton – er war Tänzer, bevor er Sänger wurde, da sitzt jeder Schritt, jede Geste.
Besondere Sängerqualitäten?
Ihm gegenüber der US-Amerikaner Scott Piper als Othello, seine leicht dunkle Hautfarbe brachte es mit sich, dass das derzeit viel diskutierte Thema Blackfacing – und damit auch das Schminken des »Mohrs von Venedig« bei »Otello«-Inszenierungen – hier nicht weiter diskutiert werden musste. Pipers Bühnenerscheinung war aber nicht nur deswegen prägnant, das Entgleiten der emotionalen Kontrolle leistete er stark.
Doch gerade in den Akten drei und vier überzeugte McFalls Dirigat absolut, das Orchester gönnte ihm ungemein schön gelöste Holzbläser-Stellen, die Sänger wirkten bei ihm gut aufgehoben. Wie ist die Welt: gut oder böse? Im Wiesbadener Graben an diesem Abend deutlich gut.
Frankfurter Rundschau, Stefan Schickhaus, 19.09.2015

Termine

WiederaufnahmeGROSSES HAUS19:30 - 22:30
GROSSES HAUS19:30 - 22:30
Internationale MaifestspieleGROSSES HAUS19:30 - 22:30
GROSSES HAUS18:00 - 21:00