Interviews

Ein paar Fragen an...

Beteiligte der Wiederaufnahme »Otello«
Foto: Karl & Monika Forster

Frank Jaschke

Extrachor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
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Dr. med. Frank Jaschke
Stellen Sie sich kurz vor: Wer sind Sie? Was machen Sie beruflich, wenn Sie nicht im Extrachor singen?
Ich bin in Wiesbaden schon lange als Arzt niedergelassen und betreibe eine hausärztliche Praxis für Innere Medizin, Psychosomatik und Psychotherapie. Diese Arbeit mache ich sehr gerne.

Seit wann sind Sie im Extrachor und warum haben Sie sich damals beworben?
Ich habe mich 2016 beworben, als Verstärkung für die »Götterdämmerung« im Rahmen der Neuinszenierung des »Ringes« gesucht wurde. Ich hatte schon lange Lust, auf der Opernbühne mitzuwirken, und mir wurde dann klar, ich sollte das noch zu Lebzeiten versuchen. Bis dahin hatte ich immer gedacht, ich hätte doch keine Zeit für so etwas. Heute sehe ich, es klappt ganz gut (die Kinder sind schon groß …) und es macht viel Spaß. Den letzten Anstoß, mich wirklich zu trauen, gab meine damalige Gesangslehrerin, die meinte, ich solle das unbedingt machen.

Als Extrachorsänger haben Sie schon einige Produktionen hier mitgemacht. Was war bisher Ihre Lieblingsproduktion als Extrachorsänger? Haben Sie eine Lieblingsszene, an die Sie immer gerne zurückdenken?
Gerne denke ich an den »Tannhäuser« zurück, der in dieser Spielzeit nochmal wiederaufgenommen wird. Auch der Start in dieser Spielzeit mit »Lohengrin« war musikalisch ein tolles Ereignis, hier ist der Extrachor in besonderem Maße gefordert. Der Extrachor kommt ja in erster Linie in Opern zum Einsatz, in dem große Chorbesetzungen gefordert sind. So war ich mehrfach in Opern von Wagner und Verdi eingesetzt, dazu kamen je eine Oper von Beethoven, Bizet und Puccini. Alles war tolle Musik, die unvergessen bleibt. Jeder Oper hat irgendeine »Lieblingsszene«, ich kann keine irgendwie herausragende Szene benennen.
Vielleicht ist es manchmal schade, bei vom Chor her kleiner besetzten Opernproduktionen nicht auf der Bühne dabei sein zu können. Aber hier genieße ich dann die Publikums-Perspektive, ich musste gar nichts auswendig lernen, und ich erfreue mich dann an dem wirklich tollen professionellen Opernchor unseres Hauses und allen beteiligten Interpreten.

Inwiefern hat sich Ihr Blick auf Theater und besonders Musiktheater verändert, seit Sie dem Extrachor beigetreten sind?
Ich erlebe hautnah, welch riesige Arbeit in einer Opernproduktion steckt, und mein Respekt vor allen Beteiligten ist noch mehr gewachsen – dazu gehören selbstverständlich ALLE Menschen die notwendig sind, so eine Opernvorstellung zu ermöglichen. Der Opernbesucher und die Opernbesucherin, die hier noch keinen Einblick hatten, haben vermutlich oft keine genaueren Vorstellungen, was hinter den Kulissen passiert.

Ihrer Biografie nach sind Sie gesanglich ziemlich breit aufgestellt, vom Bachchor über den Wiesbadener Stadtchor bis auf die Opernbühne. Inwiefern fordert Sie da das Singen im Extrachor des Hessischen Staatstheaters heraus?
Die Musik ist die Kraftquelle für meinen doch oft recht anstrengenden Beruf, beim Musizieren lade ich meine »Batterien« wieder auf. Im Extrachor des Staatstheaters habe ich die Gelegenheit bei völlig anderen Werken mitzuwirken, als in den anderen Chören. Die Chorwerke, die in diesen anderen Chören musiziert werden, möchte ich natürlich auch auf keinen Fall missen: die großen Oratorien, Messen, Requiems, aber auch feine Chormusik a capella. Am Theater kommt das Agieren auf der Bühne dazu. Und – hier muss alles auswendig gesungen werden. Da muss man sich erst einmal hineinfinden.

Sie haben ja die letzte Wiederaufnahme von »Otello« damals auch schon mitgemacht. Worauf freuen Sie sich bei dieser Wiederaufnahme am meisten?
Wiederaufnahmen führen dadurch, dass man das Stück schon einmal erarbeitet hat, für mich zu einem intensiveren Erleben auf der Opernbühne. Also hoffe ich, dass es dieses Mal noch mehr Spaß macht.

Weshalb, denken Sie, kommt »Otello« beim Publikum jedes Mal aufs Neue so gut an?
»Otello« erzählt eine fesselnde Geschichte. Verdis Musik ist emotional und kraftvoll, und sie unterstützt die Handlung auf großartige Weise. Die Zuschauer haben zahlreiche Identifikationsmöglichkeiten mit den tiefgründigen und vielschichtigen Charakteren, mit denen sie mitfühlen können. Die Themen Eifersucht, Liebe und Verrat sind zeitlos. Packende Handlung und meisterhafte Komposition sorgen in meinen Augen für die große Beliebtheit der Oper.
Wiederaufnahme »Otello«
  • 13. Januar 2024, 19.30 Uhr im Großen Haus

Ines Behrendt

Opernchor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
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Ines Behrendt
Sie sind ja schon ein langjähriges Mitglied des Opernchors des Hessischen Staatstheater Wiesbadens. Seit wann genau sind Sie dabei und warum haben Sie sich damals hier beworben?
Ich bin seit April 1998 ein Mitglied des Opernchores und bin durch einen glücklichen Umstand ins Theater gekommen. Es war zunächst eine Schwangerschaftsvertretung, die ganz schnell zu einer festen Stelle wurde. Von Anfang an war es eine ganz große Liebe! Es ist ein großes Privileg, Teil eines so großartigen Chores zu sein!

Von der geradezu drolligen Emily Whitman in »Follies« hinein in die düstere, dramatische Handlung von »Otello«. Woran haben Sie mehr Spaß und warum?
Es ist natürlich klar, dass für mich Emily den größeren Spaß bedeutet! Hier kann ich eine individuelle Person gestalten und darstellen, während ich in »Otello« »nur« ein kleiner Teil des ganzen Chores bin.
Sie haben ja die Premiere und letzte Wiederaufnahme von »Otello« damals auch schon mitgemacht. Worauf freuen Sie sich bei dieser Wiederaufnahme am meisten?
Ich freue mich in »Otello« auf die schöne Musik von Verdi, denn egal welches Stück es ist, ist es eine Freude, ein Teil davon zu sein. »Fuoco di gioia« zum Beispiel ist musikalisch ein sehr abwechslungsreiches Stück für den Chor, aber auch der 3. Akt ist sehr dramatisch und emotional. Der Chor schafft für diese emotionale Ebene den klanglichen Teppich.

Welche Szene aus einer Produktion, die Sie in den letzten ca. 10 Jahren mitgemacht haben, ist für Sie unvergesslich? Warum?
Diese Frage kann ich nicht so einfach beantworten, denn es gab sehr viele gute Szenen in den verschiedensten Produktionen der letzten 10 Jahre. Da war zum Beispiel »Der Graf von Luxemburg« 2015, »My Fair Lady« 2018, »Anna Nicole« 2019 oder »Die lustige Witwe« 2022 und so viele mehr! Es wäre unmöglich zu beschreiben, was konkret die Szenen ausgemacht hat. Die Situationskomik war immer das, was Spaß machte und die Menschen zum Lachen brachte. Und der größte Lohn eines Künstlers ist doch, wenn wir den Zuschauern gute Unterhaltung bieten!
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Ines Behrendt als Emily Whitman in »Follies«
Foto: Lena Obst
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Ines Behrendt (2. von links) in »Anna Nicole«
Foto: Karl & Monika Forster
Neben Ihren Chorpartien übernehmen Sie auch gelegentlich »kleinere« Solopartien. Macht es Ihnen Spaß, sich dieser Aufgabe zu stellen?
Was die kleinen »Solopartien« angeht, so freue ich mich jedes Mal, wenn ich diese Möglichkeiten bekomme. Sie geben mir die Gelegenheit, mein Können unter Beweis zu stellen. Denn so klein diese Solopartien auch sind, so müssen diese trotzdem gut präsentiert werden.

Was würden Sie aufstrebenden Chor-Sänger:innen ans Herz legen?Den aufstrebenden Chor-Sänger:innen kann ich nur eins ans Herz legen: man muss seine Arbeit lieben und für sie brennen. Wenn man etwas mit Leidenschaft macht, ist man glaubwürdig für die Zuschauer!
Wiederaufnahme »Otello«
  • 13. Januar 2024, 19.30 Uhr im Großen Haus

Interviews: Simon Rech (Hospitant Presse- und Öffentlichkeitsarbeit)