Oper

Rigoletto

Giuseppe Verdi (1813 – 1901)
Melodramma in drei Akten
In italienischer Sprache. Mit deutschen Übertiteln.
Libretto: Francesco Maria Piave,
nach dem Versdrama »Le Roi s’amuse« (1832) von Victor Hugo
Uraufführung 1851 in Venedig

Trailer: Ullrich Bohn
Ioan Hotea, Frederic Mörth, Ensemble
Foto: Karl und Monika Forster
Vladislav Sulimsky
Foto: Karl und Monika Forster
Vladislav Sulimsky
Foto: Karl und Monika Forster
Vladislav Sulimsky, Ensemble
Foto: Karl und Monika Forster
Silvia Hauer
Foto: Karl und Monika Forster
Gloria Rehm
Foto: Karl und Monika Forster
Ioan Hotea, Ensemble
Foto: Karl und Monika Forster
Vladislav Sulimsky, Elisabeth Bert
Foto: Karl und Monika Forster
Ensemble
Foto: Karl und Monika Forster
Vladislav Sulimsky, Gloria Rehm
Foto: Karl und Monika Forster
Silvia Hauer, Ioan Hotea
Foto: Karl und Monika Forster
Vladislav Sulimsky, Cristina Pasaroiu
Foto: Karl und Monika Forster
Vladislav Sulimsky
Foto: Karl und Monika Forster
Cristina Pasaroiu
Foto: Karl und Monika Forster
Cristina Pasaroiu
Foto: Karl und Monika Forster
Thomas de Vries
Foto: Karl und Monika Forster
Ioan Hotea, Isolde Ehinger
Foto: Karl und Monika Forster
Ioan Hotea, Cristina Pasaroiu, Frederic Mörth
Foto: Karl und Monika Forster
Vladislav Sulimsky, Cristina Pasaroiu
Foto: Karl und Monika Forster
Young Doo Park
Foto: Karl und Monika Forster

Einzig der Narr darf dem Herrscher die Wahrheit ins Gesicht sagen. Der scharfzüngige Rigoletto teilt auf Kosten aller aus. Dabei ist er so vermessen zu glauben, er könne seine eigene kleine Welt von allem Übel frei halten. Seine Tochter Gilda hält er daher versteckt. Trotzdem verliert sie ihr Herz an den lasterhaften Herzog. Als Rigoletto aus Rache diesen beseitigen will, opfert sich Gilda für den Lüstling. In einer Welt, in der Liebe auch Manipulation bedeutet, werden die Menschen zermalmt. »La Donna è mobile«, Frauen sind flatterhaft, ist ein Hit dieser Oper voller genialer Einfälle, die Verdis Weltruhm endgültig manifestierte.

PREMIERE 19. Januar 2019

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Besetzung

Musikalische Leitung Will Humburg
Inszenierung Uwe Eric Laufenberg
Spielleitung Silvia Gatto
Bühne Gisbert Jäkel
Kostüme Andrea Schmidt-Futterer
Licht Andreas Frank
Chor Albert Horne
Dramaturgie Katja Leclerc
Der Herzog von Mantua Ioan Hotea, Piero Pretti
Rigoletto Aluda Todua, Željko Lučić
Gilda Anastasiya Taratorkina
Sparafucile Young Doo Park
Maddalena Fleuranne Brockway, Silvia Hauer
Graf Monterone Mikhail Biryukov
Marullo Christopher Bolduc
Borsa Erik Biegel
Graf Ceprano Darcy Carroll
Gräfin Ceprano Eunshil Jung
Chor & Chorsolist:innen des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, Statisterie des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden, Hessisches Staatsorchester Wiesbaden

Pressestimmen

Intendant Uwe Eric Laufenberg siedelt seine Inszenierung von Verdis Rigoletto in der Gegenwart an. Es ist eine düstere sexorientierte Männergesellschaft, die ihre Exzesse auslebt. Es gibt im ersten Bild reichlich Gelegenheit, Latex und Lackstiefel bei diversen Damen zu sehen, die dann als fleischgewordenes Mobiliar, z.B. als Stuhl oder Tisch fungieren.
Rigoletto trägt wie alle Herren schwarz, kein Narrenkostüm und ist auch nicht (wie im Libretto formuliert) missgestaltet. Dafür muss er permanent eine Clownspuppe als zweites Ego mit sich herum tragen. In seinem Habitus und seiner Körpersprache wirkt dieser Rigoletto eher wie ein Mafiosi oder ein Preisboxer. Offenkundig macht diese Clownspuppe die Höflingen auf die Dauer so aggressiv, dass zur Verhöhnung von Rigoletto jeder Höfling im 2. Akt einen Clownskopf vor dem eigenen Gemächt trägt! Was für ein böser, genialer Einfall!
Der Herzog ein Sexbesessener, reißt sich vor lauter Geilheit sein Hemd vom Leib und schmettert dann halbnackt seine Cabaletta, als er zuvor Gilda auf einer Bühne als Sexbeute präsentiert bekommen hat. Auch das hat eine große Grausamkeit, wird doch Gilda vor einer großen phallischen Skulptur bloß gestellt. Auf, auf zu Herzogs Schäferstündchen. Und das soll Liebe sein?
Zwischen den Personen gibt es reichlich spannungsvolle Abläufe. Immer wieder werden die Protagonisten exakt zu Verdis genialer Musik geführt.
Auftragskiller Sparafucile haust in einem herunter gekommenen Wohnwagen nebst Müllhalde mit seiner Schwester Maddalena. Alles reichlich schäbig und »garniert« durch einige spärlich bekleidete Stricherinnen, die mit Schirmen anzeigen, ob sie zu haben sind, als der Herzog seinen Schlager »La donna e mobile« anstimmt.
Gilda wird nach dem Mord in die Mülltonne gesteckt. Schon Verdi musste sich mit der Zensur herumschlagen, weil diese den Sack verbieten wollte, in den Gildas Leiche gesteckt wird. Auch das spitzt Laufenberg im Sinne Verdis zu. Und wenn sie »Lassu in ciel« (Lass mich in den Himmel) anstimmen, geht Gildas Seele mit den himmlischen Tönen Verdis nach hinten ins Schwarze, während Rigoletto an der Mülltonne bei Gildas Leichnam bleibt.
Es ist einfach großartig, wie sehr Laufenberg diesem Werk vertraut und es in gültig auf die Bühne bringt!
Ein Abend, der den Zuschauer berührt. Ein Rigoletto für die Gegenwart und die Zukunft!
Das großartige Bühnenbild, dass den Palast von Mantua tatsächlich auf die Bühne bringt, stammt von Gisbert Jäkel und die anschaulichen Kostüme von Andrea Schmidt-Futterer. Auch hier vollste Entsprechung zum Bühnengeschehen, pure Erfüllung.
Auch musikalisch war das Niveau überdurchnittlich.
In der Titelpartie agierte Vladislav Sulimsky mit imponierend kernigem, raumgreifenden Bariton, der sich im Fortissimo steigerte und dann immer wieder zu wundersamen Piani fand. Ausdauernd in der fordernden Partie zog er alle stimmlichen Register, um seinem Rigoletto intensiven stimmlichen Raum zu geben. Sehr wütend und aufbrausend schmetterte er sein »Cortigiani«, als gäbe es kein Morgen mehr.
Als Herzog gefiel der frisch drauf los singende Ioan Hotea. Beeindruckend, wie leicht er die vielen Anforderungen seiner Partie mühelos bewältigte. Immer wieder differenzierte er seinen Gesang aus.
Eine sehr gute Rolle für Young Doo Park ist der Sparafucile. Hier kann er die Vorzüge seines klangvollen Basses gut zur Geltung bringen. Ihm zu Seite sang Silvia Hauer zuverlässig eine schöne, sehr jugendliche Maddalena. Eine Klasse für sich war wieder einmal der großartige Thomas de Vries, der als Monterone stimmliche Dominanz bestechend ausagieren konnte.
Chordirektor Albert Horne hat seinen Herrenchor exakt vorbereitet, so dass dieser durch seine klangliche Prägnanz und stimmliche Vollmundigkeit erfreute.
Am Pult des Hessischen Staatsorchesters stand mit Will Humburg ein sehr erfahrener Dirigent des Verdi Repertoires. Im Verlaufe des Abends gewann das Orchester immer weiter an Spannung, Raffinesse und Klasse, die Balance stimmte schlussendlich und führte zu einem großen Abend.
Am Ende gab es im ausverkauften Haus bei Laufenbergs Erscheinen laute Bravostürme. Lediglich ein einzelnes, kaum zu hörendes Buh aus dem dritten Rang zielten auf den Regisseur. Ansonsten stürmische Begeisterung.
Opernforum Frankfurt, Detlev Schausten, 22.01.2019
Nach sehr viel Zwischenapplaus folgte am Ende starker Schlussapplaus und zahlreiche Bravo-Rufe.
kulturfreak.de, Markus Gründig, 19.01.2019
Prädikat, unbedingt hörenswert!
Rhein-Zeitung, Axel Zibulski, 21.01.2019
Diesen Abend wird man in Erinnerung behalten. Für Sänger und Orchester gibt es stürmischen Beifall und Bravi.
www.ioco.de, Ingrid Freiberg, 23.01.2019
Schon übel, so als Beinaheleiche einfach in der Mülltonne entsorgt zu werden. Als wolle er ihre Schmach über den Tod hinaus verlängern, macht Uwe Eric Laufenberg in seiner Inszenierung die arme Gilda kurz vor dem letzten Atemzug noch zum Problem der herzoglichen Abfallbeseitigung; zum weiblichen Wegwerfartikel, der den Weg allerirdischen Güter ohne Recyclingmöglichkeit geht. Schon der Ort, an dem die Kadaverübergabe stattfindet, gleicht einer Müllhalde: Gerümpel vor einem halbausrangierten Camper, in dem Sparafucile und seine Schwester Maddalena ihren Geschäften nachgehen. Gilda und der Herzog: War das nun Liebe ­-­oder kann das weg? Die unbefriedigende Antwort auf diese Frage illustriert Laufenberg in einer Art Schwarz-in-Schwarz-Malerei, die den Nihilismus des Stücks in mechanischer Konsequenz auf die Spitze treibt. Wie in eine von Hass und Bosheit gesteuerte, am Ende nur Verderben ausspuckende Maschine eingespannt, exerzieren die Protagonisten die verschiedenen Unmöglichkeitsformender Liebe, zum Mann, zur Frau, zum Vater, zur Tochter, zu sich selbst. Sie sind Gefangene eines Systems namens »Mantua«. […] Laufenberg lässt seine Darsteller in kunstvoller Isoliertheit aufeinandertreffen. Selbst wo Gefühle vorhanden sind, scheint es unmöglich, sie zu lenken, geschweige denn dem anderen verständlich zu machen. Nur im Moment des allergrößten Schmerzes gelingt es zwei Menschen, zueinander zu finden: Es ist die bewegende Szene zwischen Rigoletto und seiner Tochter am Ende des zweiten Akts, in der Gilda nach ihrer Verführung durch den Herzog die Artie »Tutte le feste altempio« singt. Der emotionale (und auch musikalische) Höhepunkt der gesamten Aufführung. Ansonsten scheint der Regisseur immer etwas Unsichtbares zwischendie Figuren zu schieben, etwas, was die eine von der anderen trennt. Da sind zum einen die Dauergelangweiltheitsgesten des Herzogs, der Menschen und Dinge an sich zieht und mit der gleichen Armbewegung wieder wegschiebt; da ist zum anderen Gildas nervös trippelnde Mädchenhaftigkeit, ihre Übersprungshandlungen in Gegenwart des Vaters, von dem sie weder weiß wie er heißt, noch wie sie sich ihm emotional nähern soll; und da ist der an seine Rolle gefesselte Rigoletto, der beziehungslos zu sichselbst bleibt, sich von der selbsterfüllenden Prophezeiung Monterones vor sichher treiben lässt und sowohl seine innersten Gefühle als auch seine Narrenfreiheit dem Mund einer Puppe anvertraut (wie sie Stephen King, by the way, nicht gruseliger hätte erfinden können). Sie wird im starken Schlussbild eine Rolle spielen, wenn sie Rigoletto wie ein Schachtelteufel aus der verhängnisvollen Mülltonne entgegenspringt und der Narr den Narren angrinst. Ein echter Verdi-Schluss, der in seiner Grausamkeit noch dadurch gesteigert wird, dass Gilda kurz zuvor wie eine schon die ganze Zeit über völlig irreale Vision Rigolettos in den Opernhimmel (oder sonstwohin) entschwindet: »Ah! la maledizione«. […] Am Dirigentenpult macht Will Humburg - ein ausgewiesener Spezialist mit langer Verdi-Erfahrung - dem Stück ordentlich Dampf, befeuert Orchester und Chor zu Höchstleistungen.
Oper!, Stephan Schwarz-Peters, 14.03.2019