Mit seiner Oper »Babylon« hat Jörg Widmann etwas höchst Seltenes gewagt: den ganz großen Wurf. Und der ist ihm gelungen. In »Babylon« klingt vieles auf unerwartete Weise neu. Der Komponist hat hier nicht einfach neue Musik geschrieben, sondern er hat so etwas wie eine Summe der bisherigen Musik geschaffen. Die babylonische Sprachverwirrung hat Widmann auf die Ebene der Musik übertragen, und so sind auf wundersame Weise Schönheit, Größe und Lebendigkeit der verschiedensten Epochen und Stile präsent. Doch all das klingt nicht beliebig zusammengestückelt oder geliehen, sondern frisch, überwältigend und jederzeit – neu.
Der Philosoph Peter Sloterdijk hat für »Babylon« ein Libretto geschrieben, das zum einen eine typisch opernhafte Liebesgeschichte darstellt, zum anderen einen religionsgeschichtlichen Bogen schlägt, der von der Entzweiung der Menschheit vom Göttlichen bis hin zu einer aufgeklärten Gesellschaft führt, in der es keine Illusion des Heils mehr gibt, aber immerhin zwei Werte: Liebe und Leben. Das Hessische Staatstheater Wiesbaden ist weltweit erst das dritte Haus, das sich an eine szenische Umsetzung dieses monumentalen Werks wagt. Daniela Kerck führt in ihrem eigenen Bühnenbild Regie, die Musikalische Leitung hat Albert Horne inne.
PREMIERE 1. Mai 2022