Fremder als der Mond

Berlin hat einen neuen Star, und der heißt Katharine Mehrling. Ob sie in der Bar jeder Vernunft oder in der Komischen Oper auftritt – die Stadt liegt ihr zu Füßen. Erst kürzlich hat sich das wieder manifestiert, als die Mehrling (ja, man darf hier mit dem bestimmten Artikel arbeiten!) den »Goldenen Vorhang« für die beliebteste Bühnendarstellerin Berlins verliehen bekam.

Dem Intendanten des Berliner Ensembles Oliver Reese ist nun ein Coup geglückt: Er hat Katharine Mehrling an sein Haus gelockt, um dort – na, was wohl? – Bertolt Brecht zu singen. Gemeinsam mit dem BE-Schauspieler Paul Herwig und vier Musiker:innen lässt sie Brecht-Lieder von Hanns Eisler und anderen in neuem Glanz erstrahlen. Dabei entsteht zugleich eine musikalische Lebenserzählung des Dichters, die vom Werden einer Künstlerpersönlichkeit handelt, von den Schwierigkeiten des Liebeslebens, von Krieg, Exil und Heimkehr – und vom Sterben und dem Verhältnis von Autor und Nachwelt. Das Ganze ist unsentimental und berührend, so witzig wie lehrreich – und nicht zuletzt auch ein großer Spaß.