Turandot:
Giacomo Puccini:
Ab 31 08 2025:
Foto: Karl und Monika Forster
Text von Giuseppe Adami und Renato Simoni nach Carlo Gozzi
Mit dem Requiem von Giacomo Puccini (1905)
Dauer:
ca. 2 Stunden 30 Minuten, eine Pause nach ca. 1 Std., 20 Min.
Sprache:
In italienischer Sprache mit deutschen und englischen ÜbertitelnInhalt:
So viel Jubel gab es nach einer Opernpremiere in Wiesbaden lange nicht.Axel Zibulski, F.A.Z.
Wer die drei Rätsel von Prinzessin Turandot löst, bekommt sie zu Frau. Wer die Probe jedoch nicht besteht, wird grausam hingerichtet. Kein Hindernis für den fremden Prinzen, der wie besessen von Turandot ist. Als sie sich trotz seiner richtigen Antworten auf die Rätsel mit aller Kraft gegen ihn sträubt, gibt er ihr einen letzten Ausweg: Wenn sie bis zum Sonnenaufgang seinen Namen herausfindet, dann soll sie über sein Leben entscheiden. Doch den Namen kennen nur zwei: Timur, der geflüchtete Tartarenkönig und seine Dienerin Liù. Die beiden erkennen in dem fremden Prinzen Timurs Sohn Calaf, doch Liù schützt Timur und verschweigt Calafs Namen auch unter Androhung von Folter. Auf Turandots Frage, woher sie die Kraft dafür nehme, antwortet Liù: aus der Liebe. Sie ist es, die das Schicksal aller in Puccinis letzter, unvollendeter Oper besiegelt.
Daniela Kercks einfühlsame, bildstarke Inszenierung mit Puccinis Requiem als neuem, bewegendem Schluss kommt mit Annemarie Kremer als Turandot und Kyungho Kim als Calaf wieder auf die Bühne des Staatstheaters.
Daniela Kercks einfühlsame, bildstarke Inszenierung mit Puccinis Requiem als neuem, bewegendem Schluss kommt mit Annemarie Kremer als Turandot und Kyungho Kim als Calaf wieder auf die Bühne des Staatstheaters.
Interview mit Regisseurin Daniela Kerck:
„Puccinis Psyche in den Figuren“
Regisseurin Daniela Kerck im Interview
Ein Ausschnitt aus dem Gespräch zwischen Regisseurin Daniela Kerck und dem Dramaturgen Constantin Mende.
Mehrere Interpretationen der letzten Jahre gehen von dem Satz von Ping, Pong und Pang aus: „Turandot existiert nicht.“ Du dagegen fragst, was sich hinter der Maske verbirgt – der Mensch Turandot.
Die Idee von Barrie Kosky, Turandot überhaupt nicht auftreten zu lassen, hat mich beschäftigt. Bei ihm sind es die Menschen, die sich Turandot erträumen. Sie wird zur reinen Projektionsfläche. Bei mir ist Turandot vielleicht sogar menschlicher, als sie im Libretto angelegt ist. Aber mich hat das interessiert: Man wird in so eine Position hineingeboren und hat dieses Leben zu leben. Möchte vielleicht ausbrechen, kann aber nicht. Das Einzige, um sich zu schützen, ist, sich hinter den Rätseln zu verbergen.
Was meintest du damit, dass viel von Puccinis Psyche in den Figuren steckt?
Puccini hatte viele Geliebte – meist junge Mädchen. Er hatte das Gefühl, sie zu brauchen, um komponieren zu können. Es gibt eine Parallele von Liù zu Doria Manfredi. Sie war angestellt im Haus von Puccini. Bis spät abends komponierte er und spielte Doria, die ihm seinen Mitternachtskaffee brachte, aus den Kompositionen vor. Seine Ehefrau Elvira war rasend eifersüchtig und denunzierte Doria, ein Verhältnis mit ihrem Mann zu haben. Das führte am Ende zum tragischen Selbstmord von Doria, die allerdings nie ein Verhältnis mit Puccini hatte. Ich glaube, dass Puccini die Figur der Liù, die bei Carlo Gozzi nicht vorkommt, eingeführt hat, um Doria Manfredi ein Denkmal zu setzen. Je mehr ich dieser Fährte gefolgt bin, desto mehr habe ich Puccini durch seine Figuren sprechen hören, insbesondere in der Klage von Timur am Ende: „Was für ein schreckliches Verbrechen! Wir werden alle dafür büßen!“ Es war für ihn nicht zu verstehen, wie es so weit gekommen ist. Niemand hat eingegriffen.
Auch Calaf greift nicht ein, als Liù gefoltert wird.
Genau. Als wir das geprobt haben, haben mich alle gefragt, ob sie denn wirklich nur zusehen sollen. Ich habe gesagt, dass das genau die Szene ist. Alle schauen zu und niemand greift ein, auch Timur und Calaf, die den Namen ja wissen, retten Liù nicht. […] Für uns war es unmöglich, nach dem Tod von Liù das Stück noch weiterzuspielen. Denn wen interessiert es nach dieser Tragödie noch, dass Turandot und Calaf zusammenkommen?
Findest du die Vervollständigungen des Fragments von Alfano und Berio unbefriedigend?
Wir haben uns lange mit dem Schluss beschäftigt und auch die Skizzen, die Puccini für den Schluss hinterlassen hat, studiert. Ich glaube, dass Puccini, wenn er noch länger gelebt hätte, das Stück noch dramaturgisch überarbeitet hätte. So wie er ist, gewinnt man durch den Schluss des Librettos nichts. Warum muss der Mann am Ende die Frau besitzen? Warum muss sie ihn denn lieben?
[…] Für die Stelle am Ende des Librettos, an der Calaf Turandot küsst, hat Puccini keine Skizzen hinterlassen. Wir wissen nicht, was hier passiert. Er schreibt nur eine kurze Anmerkung: „poi tristano“ – weiter wie bei „Tristan und Isolde“. Aber was passiert dort? Überwältigt er sie? Ist es sogar eine Vergewaltigung? Kann man diesem Moment, nach dem sie sich dann plötzlich Calaf in Liebe hingibt, einen Sinn geben? Die Geschichte einer Frau, die sich gegen Männer wehrt und am Ende überwältigt wird und damit die Liebe findet? Du hast dich dagegen entschieden, das zu erzählen.
Wenn man dem Libretto folgt, dann ergreift Calaf am Ende Besitz von ihr. Und in diesem Moment existiert Turandot nicht mehr. Diese Übergriffigkeit zeige ich in der Inszenierung schon früher. Ich kann aus meiner Perspektive einfach nicht glaubhaft erzählen, dass daraus dann ein Happy End wird. Ansonsten hätte sie sich schon früher im Stück in Calaf verlieben müssen. Dafür gibt es aber überhaupt keine Indizien. Viel eher wehrt sie sich gegen die Übergriffigkeit. Am Ende zeichne ich in dieser Inszenierung drei Figuren nach, die auf der Suche nach Anerkennung und Liebe sind. Liù liebt Calaf, wie Doria wahrscheinlich Puccini liebte, und Calaf will Turandot, die wiederum ihn nicht will. Sie möchte einfach nicht heiraten müssen. Und diese drei Figuren kreisen an einem Abend umeinander, bis einer ausbricht und alles zusammenfällt.
Es ist überhaupt eine Frage: Wie kann denn Liebe oder erotische Anziehung entstehen zwischen den beiden? Sie kennen sich ja gar nicht. Was fasziniert Calaf an Turandot?
Im Märchen ist es ihre Schönheit, die ihn fasziniert. Bei uns hat sie einen Auftritt im ersten Akt, bei dem Calaf einen Blick hinter ihre Maske wirft. Und von diesem Moment an ist er besessen. Aber es ist eher der Drang, sie besitzen zu wollen.
Vielleicht hat es auch das Kompetitive einer falschen Vorstellung von Männlichkeit. Zu schaffen, was 26 andere Männer nicht geschafft haben: diese Frau zu „besitzen“.
Bei uns flirtet er auch mit Liù. Das ist ein Typ, der das mit jeder Frau macht.
Und ausgerechnet sie opfert sich für ihn. Wenn wir der These folgen, dass Puccini mit Liù ein Denkmal für Doria Manfredi setzen wollte, dann kommt mir das problematisch vor. Liù opfert sich und ermöglicht damit das Happy End für das Liebespaar. Es wäre doch seltsam zu behaupten, dass Doria sich umgebracht hat, um die Ehe zwischen Elvira und Giacomo zu retten. Hat es nicht auch etwas Übergriffiges, einen solchen Tod zu verklären und Liù bzw. Doria zur Märtyrerin zu machen?
Absolut. Das war für mich auch der Grund für unseren Schluss. Aber der soll hier noch nicht verraten werden.
Das gesamte Interview gibt es im Programmheft für „Turandot“ zu lesen.
Stammbesetzung:
Musikalische Leitung:
Inszenierung & Bühne:
Abendspielleitung:
Kostüme:
Co-Kostümbildner:
Video:
Licht:
Klaus Krauspenhaar
Szenische Einstudierung:
Regieassistenz Premiere:
Florian Mahlberg
Chor:
Einstudierung Kinderchor:
Niklas Sikner
Choreografie:
Kostümassistenz:
Diana Derenbach
Musikalische Assistenz:
Musikalische Einstudierung:
Tim Hawken/Julia Palmova
Dramaturgie:
Constantin Mende
Turandot:
Calaf:
Liù:
Timur:
Altoum:
Ping:
Pang:
Pong:
Mandarino:
Der persische Prinz:
Chöre:
Chor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden/Extrachor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden/Jugendkantorei der Evangelischen Singakademie Wiesbaden
Orchester:
Besetzung:
Musikalische Leitung:
Inszenierung & Bühne:
Abendspielleitung:
Kostüme:
Co-Kostümbildner:
Video:
Licht:
Klaus Krauspenhaar
Szenische Einstudierung:
Regieassistenz Premiere:
Florian Mahlberg
Chor:
Einstudierung Kinderchor:
Niklas Sikner
Choreografie:
Kostümassistenz:
Diana Derenbach
Musikalische Assistenz:
Musikalische Einstudierung:
Tim Hawken/Julia Palmova
Dramaturgie:
Constantin Mende
Turandot:
Annemarie Kremer
Calaf:
Kyungho Kim
Liù:
Galina Benevich
Timur:
Young Doo Park
Altoum:
Peter Marsh
Ping:
Sam Park
Pang:
Sascha Zarrabi
Pong:
Nathan Bryon
Mandarino:
Fabian-Jakob Balkhausen
Der persische Prinz:
Juan Camilo Rojas Arevalo
Chöre:
Chor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Chöre:
Extrachor des Hessischen Staatstheaters Wiesbaden
Chöre:
Jugendkantorei der Evangelischen Singakademie Wiesbaden
Orchester:
Hessisches Staatsorchester Wiesbaden
Termine:
Sa
04 10 2025
19.30 Uhr
Musiktheater: Großes Haus:
Text von Giuseppe Adami und Renato Simoni nach Carlo Gozzi
Sa
29 11 2025
19.30 Uhr
Musiktheater: Großes Haus:
Text von Giuseppe Adami und Renato Simoni nach Carlo Gozzi
Di
30 12 2025
19.30 Uhr
Musiktheater: Großes Haus:
Text von Giuseppe Adami und Renato Simoni nach Carlo Gozzi
Fr
16 01 2026
19.30 Uhr
Musiktheater: Großes Haus:
Text von Giuseppe Adami und Renato Simoni nach Carlo Gozzi
So
08 02 2026
18 Uhr
Musiktheater: Großes Haus:
Text von Giuseppe Adami und Renato Simoni nach Carlo Gozzi
Mediathek:

Annemarie Kremer
Foto: Max Borchardt

Kyungho Kim
Foto: Max Borchardt

Galina Benevich und Young Doo Park
Foto: Max Borchardt

Annemarie Kremer
Foto: Max Borchardt

Kyungho Kim und Galina Benevich
Foto: Max Borchardt

Galina Benevich
Foto: Max Borchardt

Peter Marsh und Galina Benevich
Foto: Max Borchardt

Kyungho Kim und Annemarie Kremer
Foto: Max Borchardt

Kyungho Kim
Foto: Max Borchardt

Annemarie Kremer
Foto: Max Borchardt

v.l.n.r. Kyungho Kim, Galina Benevich, Annemarie Kremer
Foto: Max Borchardt

v.l.n.r. Sascha Zarrabi, Sam Park, Nathan Bryon
Foto: Max Borchardt