Jerusalem. Eine ständig gefährdete Waffenruhe inmitten der Kreuzzüge. Alle Kriegsparteien erheben Anspruch auf die heiligen Stätten, leiten doch alle den Ursprung ihres jeweiligen Glaubens von hier ab. Aber es geht auch um Handfesteres: Handelswege, Geschäftsinteressen. Die Juden sind am längsten vor Ort, die Moslems gerade an der Macht, und die christlichen Kreuzfahrer unterhalten eine internationale Eingreiftruppe zur »Befreiung der Region«. Jeder versucht, sein Recht geltend zu machen, doch wer hat die besten Argumente?
»Ich habe vor vielen Jahren einmal ein Schauspiel entworfen, dessen Inhalt eine Art von Analogie mit meinen gegenwärtigen Streitigkeiten hat, die ich mir damals wohl nicht träumen ließ«, schreibt Lessing 1778 über »Nathan«. Und wenig später, erbitterte theologische Auseinandersetzungen hatten ihm ein Publikationsverbot für das Gebiet der Religion eingebracht: »Ich muss versuchen, ob man mich auf meiner alten Kanzel, auf dem Theater wenigstens, noch ungestört will predigen lassen«.
Trotzdem endet das Stück, ein Manifest für Vernunft und Humanität, hoffnungsvoll mit der sinnbildlichen Umarmung der drei abrahamitischen Religionen. Aber können Liebe, Toleranz und Einsicht wirklich zwischen Fronten vermitteln, oder ist das reine Utopie? In Anbetracht einer politischen Weltlage, in der der Kampf der Religionen sich immer weiter verschärft, ist Lessings Toleranzparabel immer noch hochaktuell.
PREMIERE 17. März 2018
Diese Produktion wird theaterpädagogisch betreut.HinweisAm Anfang der Vorstellung werden laute Knallgeräusche eingespielt. Sollten Sie ein sensibles Gehör haben, bitten wir Sie, das Abendpersonal nach Ohrstöpseln zu fragen.