Oper

Così fan tutte

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Opera buffa in zwei Akten
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln.
Libretto: Lorenzo da Ponte
Uraufführung: 1790 in Wien

Trailer: Theater TV – Ullrich Bohn
Christopher Bolduc, Gloria Rehm, Silvia Hauer, Wolf Matthias Friedrich, Heather Engebretson, Ioan Hotea
Foto: Karl und Monika Forster
Gloria Rehm, Ioan Hotea, Heather Engebretson, Silvia Hauer, Christopher Bolduc, Chor
Foto: Karl und Monika Forster
Ioan Hotea, Heather Engebretson
Foto: Karl und Monika Forster
Ioan Hotea, Silvia Hauer, Heather Engebretson, Christopher Bolduc
Foto: Karl und Monika Forster
Heather Engebretson, Ioan Hotea, Wolf Matthias Friedrich, Gloria Rehm, Christopher Bolduc, Silvia Hauer
Foto: Karl und Monika Forster
Silvia Hauer, Christopher Bolduc
Foto: Karl und Monika Forster
Silvia Hauer, Heather Engebretson, Chor
Foto: Karl und Monika Forster
Wolf Matthias Friedrich
Foto: Karl und Monika Forster
Silvia Hauer, Heather Engebretson
Foto: Karl und Monika Forster
Gloria Rehm, Heather Engebretson
Foto: Karl und Monika Forster
Ioan Hotea, Heather Engebretson
Foto: Karl und Monika Forster
Heather Engebretson
Foto: Karl und Monika Forster

Am Anfang steht eine dumme Männerwette über die (Un-)Angreifbarkeit weiblicher Treue. Schneller als gedacht stehen die beiden Damen in verbotenen Liebesflammen, allerdings finden sich auch diejenigen, die die Grube gegraben haben, alsbald selbst darin wieder. Der Dünkel der Herren Offiziere (uns wird man nicht untreu) und der (Aber-) Glaube der Mädchen (unsere Liebe hält ewig) entpuppen sich als klare Selbsttäuschung, ja Selbstüberschätzung. Bisherige Gefühle und Partner machen sich selbständig, und im Doppelspiel über Kreuz ist jede siegreiche Eroberung gleichzeitig eine Katastrophe. Statt der bisherigen sicheren Seelenruhe ziehen überflutende Liebes- und Schuldgefühle den Paaren den Boden unter den Füßen weg, und selbst am aufklärerischen Ende bleibt für alle vier offen, welchem Partner man sich zwischen Leidenschaft, Konvention und Gewissen gefühlsmäßig und ehevertraglich verbunden fühlt.
Mozarts und Da Pontes psychologisches und musikalisches Meisterwerk zeigt menschliche Abgründe und Höhenflüge, ohne dabei die Figuren moralisch zu werten. Eine wahre »Schule der Liebenden«, deren Absolventen bestenfalls alle ein bisschen erwachsener geworden sind. Und eine interessante Lektion über die Liebe auch für das Publikum – Oper kann nicht nur ins Herz treffen, sondern auch komisch und ernst zur selben Zeit sein.

Ungewöhnliche Perspektiven
Bei dieser Produktion haben einige Zuschauerinnen und Zuschauer die Gelegenheit, das Bühnengeschehen aus einem ungewohnten Blickwinkel zu verfolgen. Sie sitzen auf einer Tribüne direkt gegenüber den Zuschauerrängen im hinteren Bereich der Bühne und schauen mit dem schönen Saal im Hintergrund auf ein ganz besonderes Bühnenbild. Karten für die Tribüne erhalten Sie im Saalplan mit einem Klick auf »Zu den Bühnenplätzen«.

Pressestimmen

Alles, fast alles geht ganz wunderbar auf an diesem langen Abend, vielleicht dem glücklichsten, cleversten, rundesten, den die Intendanz von Uwe Eric Laufenberg in der Opernsparte seit Amtsantritt in Wiesbaden im vergangenen Jahr hervorgebracht hat. Das Publikum wird selbst Teil der Kulisse, es ist ein unplanbares Vergnügen zu sehen, wie lässig und heiter die meisten damit zurande kommen.
Frankfurter Rundschau, Judith von Sternburg, 03.11.2015
Bühnenbildner Matthias Schaller hat für Mozarts 1790 in Wien uraufgeführte Oper eine Doublette des vertrauten Wiesbadener Proszeniums auf der Bühne platziert, außerdem weitere Zuschauerreihen und große Spiegel. Zwischen dem Publikum, das dort in neuer Perspektive dem Geschehen folgen darf, sitzt der Chor. Gespielt wird ansonsten rings um den Orchestergraben; eine Treppe führt mittig ins Parkett, wo die jungen Idealisten Ferrando und Guglielmo mit dem Philosophen Don Alfonso ihre böse Wette um die Treue ihrer Verlobten starten. Eine stärkere Symbiose von Musik und Szene lässt sich kaum denken. Denn zwischen den Beziehungsstürmen spielt das Hessische Staatsorchester im erhöhten Graben unter der Leitung von Konrad Junghänel, der einmal mehr einen pulsierenden, dabei feingliedrig durchgearbeiteten Mozart verantwortet. Und der doch nie die Umsicht auf das Sechs-Personen-Ensemble verliert, das die Così-Premiere zum vokalen Großereignis macht.
Wiesbadener Kurier, Axel Zibulski, 03.11.2015
Laufenberg führt die Operation weiter, über den üblichen Auftaktschock hinaus. Er legt die burlesk-karnevalesken Züge dieser angeblichen Seria-Oper frei, seziert aber auch die Bosheit heraus und den bitteren Ernst, der in den schnellen Da-Ponte-Pointen steckt. (…) Dorabella, die dunkle Schöne mit der Sonnenstimme und dem herrlich runden Volumen (Silvia Hauer). Oder Fiordiligi, das zierliche Quecksilber mit der Durchschlagskraft einer Granate (Heather Engebretson). Der eloquente Spielemacher Don Alfonso (Wolf Matthias Friedrich), der die Bank hält und als Einziger eine Art Mozartzopf tragen darf, verstaut den Wetteinsatz auf öffentlichem Gelände, nämlich auf dem breiten Steg, der den Orchestergraben einfasst, in dem das Hessische Staatsorchester Wiesbaden sitzt. Direkt hinter dem Kopf des Dirigenten Konrad Junghänel (in bewährt zuverlässiger Perfektion, mit sprühendem Esprit) stapeln sich die Geldscheine, beschwert von einer Flasche Rotwein, die am Ende, als Doppelhochzeit gefeiert wird (fragt sich nur, wer nimmt wen), gemeinsam geleert wird. Sie feiern alle zusammen, was auch immer, ihre eigne Zerbrechlichkeit und die Zerbrechlichkeit der Welt.

Alles hängt ab von der zwischenmenschlichen Interaktion, vulgo Personenführung genannt, und natürlich von der schauspielerischen Brillanz dieser sechs Sänger, die allesamt mit Blitzgeschwindigkeit und komödiantischer Artistik agieren. Christoper Bolduc als sportlich-sonorer Guglielmo, Ioan Hotea als stählern-agiler Ferrando sind auch stimmlich fantastisch-empfindsame Machos. Zu rühmen ist auch der für Lichtregie verantwortliche Andreas Frank. Just die musikalischen Inseln der Utopie in all diesem wunderbar galoppierenden Buffa-Wahnsinn fängt er besonders schön ein.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Eleonore Büning, 03.11.2015