Leoš Janáček gilt mittlerweile als einer der bedeutendsten Opernkomponisten überhaupt. Seine Bühnenwerke wie »Das schlaue Füchslein«, »Jenůfa« und »Katja Kabanowa« sind moderne Klassiker geworden. Zu den Internationalen Maifestspielen 2023 bringt das Hessische Staatstheater Wiesbaden ein noch nie dagewesenes Mammutprojekt zu Ehren des großen Musikdramatikers auf die Bühne: Die beiden Spätwerke
»Die Sache Makropulos« und
»Aus einem Totenhaus« werden erstmalig an einem Tag aufgeführt.
Es ist kein Zufall, dass Janáček für die beiden Werke, die er kurz vor seinem Tod schrieb, Stoffe wählte, die das Leben und Sterben behandeln.
»Die Sache Makropulos« ist kafkaeske Metapher, Metaoper – eine Opernsängerin spielt eine Opernsängerin – und eine Parabel über den Wert des Lebens und die Sehnsucht nach Unsterblichkeit. Emilia Marty nahm zu Beginn des 17. Jahrhunderts ein Elixier zu sich, das das Leben um dreihundert Jahre verlängert. Nach Ablauf dieser Zeit verachtet sie das Leben, fürchtet sich aber noch immer vor dem Tod. Dagegen hängen die Gefangenen in
»Aus einem Totenhaus« an jedem bisschen Leben. Zur Vorlage für seine letzte Oper wählte Janáček Fjodor Dostojewskis »Aufzeichnungen aus einem Totenhaus«. Dieser verarbeitete darin die erschütternden Erlebnisse seiner Verhaftung und Verbannung in die russische Katorga. Bei Janáček wird das Straflager zum Sinnbild des Lebens: Die Musik ist existenziell-menschlich, voll Grausamkeit und Schönheit. Die Themen seines Opernschaffens kondensieren hier: Leben und Sterben, Schuld und Vergebung.
Ergänzt werden die Opernaufführungen durch eine szenische Aufführung von Janáčeks bewegendem Liederzyklus
»Tagebuch eines Verschollenen« – inszeniert und gesungen von Startenor Pavol Breslik – und einer Aufführung von Janáčeks »Sinfonietta« im Kurhaus im Rahmen des
7. Sinfoniekonzerts.
* Weitere Vorstellungen am
14.5.2023 ab 15:00